Eine Weihnachtsgeschichte – Lügen gegen rechts?

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By Michael Fischer

Das Gegenteil von falsch ist nicht automatisch richtig. Am Beispiel eines weit verbreiteten Weihnachtsmemes erklärt unser Gastautor Michael Fischer die geteilten Grundlagen gegensätzlicher politischer Ansichten.



Was bleibt übrig, wenn man Araber, Palästinenser und Flüchtlinge als Figuren aus der Weihnachtskrippe entfernt? Ziemlich viel: Jesus, Maria, Josef und mindestens zwei der drei Könige.
Fast jeder hat es wahrscheinlich schon auf Facebook gesehen: Memes, in denen die weihnachtliche Krippe mit Ochs und Esel dargestellt wird. Unterschrieben ist das ganze meist mit:

Bei einer Weihnachtskrippe ohne Araber, Afrikaner, Juden und Flüchtlinge bleiben nur noch Ochs und Esel übrig.

Für die Antizionisten gibt es sogar noch eine Version mit „Palästinensern“ im Text. Lustig soll das sein – und vor allem kritisch.

Politisch motivierte Lügen

Dabei werden hier lediglich politisch motivierte Lügen aufgetischt. Wer im ernst gegen Fremdenfeindlichkeit vorgehen will, muss immer die ganze Wahrheit aussprechen. Wer lügt arbeitet an der Faschisierung der Gesellschaft mit und genau das wird hier gemacht. Eine schnelle Recherche ergibt nämlich folgendes: Die Heiligen Drei Könige mit den Namen Kaspar, Melchior und Balthasar wurden im Frühchristentum eher als Magier/Könige aus Persien oder Syrien beschrieben. Gebiete, die vor der islamischen Eroberung nicht als arabisches Kernland galten. Erst im Mittelalter – und auch nur in Deutschland – wurde einer von ihnen zum König der Araber.

Doch was ist mit der Flüchtlingsgeschichte? Maria und Josef waren nur in einem der vier Evangelien so etwas wie Flüchtlinge, wenn man einen so modernen Begriff auf damals überhaupt anwenden kann. Herodes erfuhr von der Ankunft des Königs der Juden, deshalb ließ er alle Neugeborenen töten. Maria und Josef flüchteten deshalb nach Ägypten. Aber auch diese Geschichte lässt sich für heute schwer verwenden: Denn als die Gefahr wieder vorüber war, kehrten Maria und Josef nach Nazareth zurück. Flüchtlinge genau nach dem Geschmack der FPÖ also. In zwei der Evangelien flüchten die Eltern von Jesus gar nicht. Sie mussten lediglich aufgrund einer Volkszählung nach Bethlehem.

Mit Rasse, Kultur und Herkunft gegen rechts?

Wie wohl die Meisten auch, habe ich mir vor diesen Memes keine Gedanken um die Herkunft der Figuren gemacht. Das absurde ist ja: Hier argumentiert man mit Rasse, Kultur oder Herkunft gegen rechts. Dies ist in diesem Milieu kein Einzelfall, denn man sieht sich moralisch über allem stehend. Wichtiger als die Wahrheit ist die Selbstinszinierung als aufrechte Kämpfer gegen rechts und dafür ist jedes Mittel recht. So ließ das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) verlautbaren, gegen Höcke verwendeten sie keine Stasi-Methoden, gegen Nazis würden sie Nazi-Methoden verwenden. Daraufhin die spielten sie die Rasse-Karte gegen Höcke und ließen seine DNA auf seine Herkunft analysieren.

Triumphierend ließ man die Öffentlichkeit wissen, Höcke sei ein eingewanderter Portugiese. Was den eher unbedeutenden identitären Youtuber Martin Sellner zur hämischen Aussage veranlasste (von Minute 11:55 bis 12:15): Damit habe das ZPS zugegeben, dass es eine genetisch nachweisbare europäische Urbevölkerung gebe. Unfreiwillig plaudern hier Fremdenfeinde und Antirassisten ihre gemeinsam geteilte ideologische Grundlage aus.

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