Das Oligarchen-Hotel in Wien

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By Redaktion Semiosis

Das “Radisson Blu”-Hotel in Wien-Schönbrunn hat eine illustre Geschichte. Sie beginnt mit einem Kaufangebot einer mysteriösen Firma und endet im Dunstkreis des Kreml-nahen Oligarchen Wladimir Jakunin. Ein internationales Recherchenetzwerk hat sich auf die Spuren eines weit verzweigten Netzwerks begeben. Sebastian Reinfeldt hat bei dieser Recherchekooperation über zwei Jahre hinweg mitgearbeitet. In Österreich veröffentlichen ZackZack und Semiosis die Ergebnisse gemeinsam; in Deutschland die TAZ.

Von Sebastian Reinfeldt und Benjamin Weiser.

Wir bedanken uns bei unseren Kolleg*innen Sylvain Besson, Anastasia Kirilenko, Sofia Izmaylova, Bernhard Odehnal, Hazel Sheffield, Silvia Stöber und bei Paul Toetzke, der den TAZ-Beitrag verfasst hat. *Update am 19.8.2022 an mit ** markierten Stellen.


Wohnen in Wien mit Blick auf das Schloss Schönbrunn?

Eine Top-Lage inmitten Wiens muss kein Traum sein – wenn Sie knapp zwei Millionen Euro flüssig haben. On top zu einem geräumigen Appartement (133 Quadratmeter) mit weitläufiger Terrasse und Dachgarten bekommen Sie kostenfreien Zugang zu einem Fitness-Center, Wellnessbereich, Sauna und Dampfbad. Reception-Services und Schlüssel-Service kosten Sie keinen Cent extra. Zudem wacht ein Concierge darüber, dass unerwünschter Besuch von der Wohnungstüre fernbleibt.

Dieser Wohn-Traum, ein „serviced appartement“, befindet sich im obersten Stock des „Radisson Blu Park Royal Palace“- Hotels in Wien, das direkt neben dem Technischen Museum liegt, dort, wo früher einmal ein IMAX-Kino stand. In diesem haben Besucher bis 2005 Filme in größtmöglichen Bildern bestaunt und dank mächtiger Tonanlage auch erlebt.

Vom IMAX zum Hotel

Am Beginn der Geschichte dieses Hotels steht ein Kaufvertrag. Denn sowohl IMAX als auch der Grund samt Park gehörten einmal der Republik Österreich. Als der IMAX-Betreiber pleite ging, entschied man sich für den Verkauf, angeblich, weil die Umwidmung so komplex sei. ZackZack und Semiosis zeichnen den Weg des Hotels nach. Über Umwege endet er bei einem umstrittenen Oligarchen.

Der Verkauf der Liegenschaft erfolgte Ende 2007. Am 5. Dezember des Jahres unterzeichnete die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), der größte staatliche Immobilieneigentümer in Österreich, einen Vertrag mit einer Tochterfirma der Unternehmensgruppe Schweighofer über das 13.000 Quadratmeter große Areal gegenüber dem Sissi-Schloss. Kosten: 4,5 Millionen Euro.

Zu dieser Zeit war Sozialdemokrat Alfred Gusenbauer Bundeskanzler. Der Kurzzeit-Regierungschef bewegt sich in verschiedenen Rollen und Funktionen im Umfeld der handelnden Personen dieser atemberaubenden Immobiliengeschäfte rund um das heutige Radisson Blu.

Auf unsere detaillierte Nachfrage über eine etwaige Rolle bei den Hotel-Deals meinte Gusenbauer, er habe keine Erinnerungen und Wahrnehmungen mehr dazu.

Mysteriöse Klein-Firma zog sich nach wenigen Tagen zurück

Die Merkwürdigkeiten bei den Hotel-Geschäften beginnen bereits rund um die Ausschreibung der damaligen BIG für den Verkauf des Grundstücks samt IMAX. Eigentlich sollte das Angebot mit dem überzeugendsten Nutzungskonzept gewinnen.

Das legte die damalige Firma namens finanz4you Projekt Invest GesmbH vor, die in Kooperation mit dem benachbarten Technischen Museum auf dem Gelände ein Technologiezentrum errichten wollte. Eine der Bedingungen der Ausschreibung war es, dass das Technische Museum in die neue Nutzung integriert wird.

Das finanz4you-Konzept, mit dem die Firma die Ausschreibung gewonnen hatte, ließ sich seltsamerweise nicht realisieren, was kurze Zeit nach Zuschlagserteilung bekannt wurde.
Die Firma, die von 2006 bis 2014 existierte, hatte gemäß Firmenbuch ihren Sitz an einer kompakten Wohn-Villa in der Nähe des ORF-Zentrums Küniglberg. Nach Geschäftsadresse sieht das eher nicht aus.

Spannend ist auch der Werdegang von Frau W., eine der beiden früheren, namensgleichen finanz4you-Eigentümer. Folgt man Frau W.s LinkedIn-Profil, will sie nach ihrer früheren Immo-Tätigkeit in der US-Filmbranche Fuß gefasst haben. Viel mehr lässt sich über das mutmaßliche Vater-Tochter-Duo nicht herausfinden. Aber was sagt W. zum damaligen Ad hoc-Rückzug? Warum kaufte man das Hotel doch nicht? Bis Ablauf der Frist kam keine Antwort auf unsere Nachfrage

Schweighofers Moment

„Also übernahm der Wiener Industrielle Gerald Schweighofer das Grundstück“, stellt die BIG die folgenden Entscheidungen lapidar dar. Und siehe da, die Schwierigkeiten waren aus dem Weg geräumt: Plötzlich ließ sich doch ein Umwidmungsprozess anstoßen, gemeinsam mit der Stadt Wien.

Im Herbst 2012 eröffnete das Hotel unter dem Namen „Park Royal Palace“, betrieben von der Austria Trend-Gruppe. Die geforderte Anbindung an das Technische Museum erfolgte ganz simpel: mittels einer Brückenverbindung. Eine wirkliche Funktion hat sie indes wohl nicht.

Bei der Eröffnungsfeier tanzte die österreichisch-russische Ballerina Karina Sarkissova zu Medusenklängen durchs golden schimmernde Hotel. Die “Serviced Apartments” am Dach waren von Anfang an Teil des Hotel-Konzeptes.

Schweighofer (2. v.l.) bei der symbolischen Schlüsselübergabe. Bild: APA OTS – Austria Trend Hotels/RGE-Photo (Rainer Gregor Eckharter)

Die Schweighofer-Gruppe hatte sich zuvor nicht mit Hotellerie beschäftigt. Ihr Kerngeschäft: Holz und Gold. Zur selben Zeit, als das Gelände bei Schönbrunn erworben wurde, entstand in der rumänischen Kleinstadt Rădăuți nahe der ukrainischen Grenze ein weiteres Viersternehotel, das The Gerald´s.

Der Name des Hotels leitet sich ganz offensichtlich aus dem Vornamen von Firmengründer-Sohn Gerald Schweighofer ab. In unmittelbarer Nähe des Hotels errichtete die Gruppe ein großes Sägewerk. Das wurde mittlerweile stillgelegt.

Das rumänische Hotel gehört weiterhin der Schweighofer-Gruppe HS Timber.

Anders ist die Sache in Wien gelaufen.

Von Schweighofer zur Familie Jakunin

Einige Monate nach der pompösen Eröffnungsfeier des Hotels veränderten sich plötzlich die Eigentümerverhältnisse. In den Firmenbuch- und Grundbuchauszügen finden sich als die damals neuen Gesellschafter weitere Firmen, nämlich Töchter des Venture and Yield Investment Management, kurz: VIYM. Das ist die Beteiligungsgesellschaft des Oligarchen-Sohnes Andrej Jakunin. Schließlich wurden alle Hotel-Anteile an dessen Firmen übertragen. Das Hotel sei – so die offizielle Darstellung – in der Zeit weiterentwickelt worden. Unter anderem stellt nicht mehr Austria Trend den Betrieb sicher, sondern die internationale Radisson Blu-Kette.

Screenshot: Auszug aus dem Portfolio des /https://viymanagement.com/

Am 19. Juli 2019 wechselte das nunmehr fertig entwickelte Hotel wiederum den Besitzer. Für schlappe 66.101.700,00 Euro ging es an ECHO Park Hotelimmobilien GmbH & Co KG – eine Firma, die erst wenige Monate zuvor gegründet wurde.

Firmengeflecht Jakunin-Firmen. Quelle: Recherchekooperation

**Hinter dieser Firma steht eine Struktur mit Tochterfirmen und Gesellschaften in Luxemburg und der Schweiz. Folgt man den Firmenregister-Auszügen, landet man am Ende bei einem Investmentfonds der Schweizer Syz Bank, der wiederum vom Investmentmanager (Nevastar Finance) einer Stiftung von Papa Wladimir Jakunin gemanaged wird. Unklar scheint, wer letztendlich die Hintermänner bei den Deals rund um das Hotel waren und sind.**

Die österreichische Finanzmarktaufsicht führt jedenfalls die Nevastar Finance in Luxemburg als Vermögensverwalter des Echo Fonds. Dieser ist 100 prozentiger Gesellschafter der Echo Park, der wiederum das Hotel gehört. Zugleich verwaltete die Nevastar das Vermögen eines Jakunin-Fonds.

Der Weg des Radisson Blu in Wien-Schönbrunn führt also von einer mysteriösen Kleinfirma, die sich nur Tage nach dem Zuschlag zurückzieht, über Holz-und Gold-Tycoon Schweighofer zu Jakunin junior und schließlich zu Firmen im Dunstkreis des Putin-Freundes Jakunin senior selbst.

**Unklar ist auch, woher das Geld für das Investment des Jakunin-Clans kam und warum sie sich gerade für dieses Hotel entschieden. Der Echo Fonds, der zunächst nicht auf unsere Anfrage antwortete, legt nunmehr Wert auf die Feststellung, dass man nichts mit der Familie Jakunin zu tun habe. Eine Erklärung für die gesellschaftliche und personelle Verflechtung sowie das Zustandekommen des Geschäfts gab es indes nicht.**

Auf unsere Nachfrage bei Andrej Jakunin wiederum erhielten wir zuerst die Antwort, er sei derzeit auf hoher See und könne Mails nicht beantworten.
Einen Tag später meldete sich dann doch eine Mitarbeiterin und bat um mehr Informationen zu unseren Fragen. Wir werden unsere Recherche aktualisieren, sollte es noch zu einer inhaltlichen Antwort kommen.

Die Jakunins: eine schrecklich nette Familie?

Wer sind die Jakunins? Papa und Patriarch Wladimir Jakunin war in der Sowjetzeit KGB-Spion gewesen, später operierte er auch in der Auslandsspionage. Er gehört zum engsten Kreis von Wladimir Putin, der sogenannten Datschen-Kooperative Osero, einem Männer-Netzwerk, das sich bei der Karriere und bei oftmals dubiosen Geschäften unterstützte.

Bis 2015 war er der mächtige Chef der russischen Staatsbahnen, der Rossijskije schelesnyje dorogi. In dem Buch “Putins Netz” wird Wladimir Jakunin eine zentrale Bedeutung im Kreise von Putins Leuten zugeschrieben.

Die Autorin Catherine Belton bezeichnet ihn als “Treuhänder Putins”. Der russische Politologe Alexander Morozov nennt Jakunin in einem Interview mit dem grenzüberschreitenden Recherchenetzwerk einen “Pionier der russischen Einflussnahme”. Dazu gleich mehr.

Sohnemann und Radisson Blu-Zwischenstopp Andrej Jakunin ist britischer Staatsbürger. Er lebt in London und ist wohl vorrangig von Beruf “Sohn” – auch wenn er das nicht gerne hört. Laut einer „Quartz“-Recherche von 2017 habe er eine Corporate Intelligence-Firma in London damit beauftragt, negative Berichterstattung zu verhindern und Online-Suchergebnisse durch offenbar fabrizierte positive Meldungen zu beeinflussen.

„Jede Andeutung, dass mein Vater einen unzulässigen Einfluss auf meinen Reichtum hatte“, ist „unbegründet, völlig unzutreffend, ganz zu schweigen von einer tiefen Beleidigung“ für seine Mitarbeiter, heißt es etwa. Dennoch ist unklar, woher sein enormes Vermögen stammt. In England jedenfalls erwarb er mehrere Anwesen für Millionen-Pfund-Beträge.

Mama Jakunin – Natalia Jakunina – ist eine zentrale Figur beim reaktionären “World Congress of Families”. Zudem ist sie in verschiedenen Jakunin-Stiftungen aktiv, die ein ebenso rückständiges wie christlich-orthodoxes Weltbild propagieren.

Die Methode Wladimir Jakunin

In Verbindung mit seinen Geschäften versucht ihr Ehemann Waldimir Jakunin mittels Stiftungen und NGOs, die Politik in Europa zu beeinflussen, auch von Österreich aus. Er agiert dabei auf zwei Ebenen. Als Geschäftsmann will er das Familien-Vermögen vermehren, wobei die Herkunft der Gelder im Vermehrungskreislauf hinterfragt werden muss. Das Rechercheteam rund um Kreml-Kritiker Alexej Navalny spricht in Bezug auf Jakunin von „gestohlenem Geld“.

Jakunin sei einer der Top-Kleptokraten in Russland, da er als Eisenbahn-Chef durchgängig mit öffentlichen Geldern zu tun gehabt haben soll. Eine gut belegte These der russischen Recherche-Plattform „The Insider“ besagt, dass das Geld aus einem “Pool” stamme, der aus Extrazahlungen bei Eisenbahngeschäften in der Jakunin-Ära gespeist worden sei.

Die zweite Ebene ist sein “gesellschaftliches Engagement”. Jakunin macht sich politische Freunde, gründet wohlklingende NGOs, mit deren Hilfe er ideologischen Einfluss auf die europäische Politik nehmen möchte. Mit wechselndem Erfolg.

Eine Wiener NGO im Dienste des russischen Imperialismus

Bekanntestes Beispiel ist die erst in Wien und später in Berlin operierende Organisation “Dialogue of Civilizations DOC”, die finanziell reichlich ausgestattet ist und sich für die gute alte Völkerverständigung einsetzt. Die NGO operierte in Wien unter dem Namen World Public Forum – Dialogues of Civilzations und später in Berlin als Dialogue of Civilizations – Research Institute.
Wer von den Politikern und Ehemaligen, die an den glamourösen Foren und Round-Tables auf der griechischen Halbinsel Rhodos teilnahmen, hat dabei je gefragt, woher das Geld dieser spendablen Organisation stammt und was ihr strategisches Ziel ist?

In Wahrheit verbreitete die DOC nämlich die putintreue Ideologie einer russischen Frontstellung zum Westen und einer ihr entgegenstehenden “euro-asiatischen” Allianz. Ziel: Die westliche Öffentlichkeit mit solchen Gedanken vertraut zu machen.

Das Büro der Vorgängerinstitution DOC lag einmal in Wien am Ring. Bemerkenswert ist, dass zwei prominente österreichische Politiker im Ruhestand jahrelang für diese NGO in verantwortlicher Position tätig waren. In Österreich stellen sie ihre Gesichter und ihre Reputation zur Verfügung. Dies sind, ganz großkoalitionär, Walter Schwimmer (ÖVP), der den DOC mitgegründet hat, und Alfred Gusenbauer (SPÖ). Er saß im Board der Organisation.

Letzteren sehen Sie auf dem Foto, wie er 2008 (kurz vor dem Ende seiner Amtszeit) freudestrahlend einen Dialog-Preis verliehen bekommt, im Namen der russischen Jakunin-NGO. Der Mann hinter dem Goldrahmen ist Jakunin selbst. Zufrieden lächelnd.

Gusenbauer (l.) und Jakunin (m.). APA OTS – World Public Forum, WPF, verlieh Alfred Gusenbauer den Award „Dialogue of Civilizations“: vl. Nicholas Papanicolaou (WPF), Alfred Gusenbauer, Wladimir Yakunin (WPF), Jagdish Kapur (WPF) und der Kosmonaut Oleg Atkov (WPF).

Geheimdienstähnliche Aktivitäten

Nach der russischen Krim-Besetzung 2014 ging ein Engagement für die Dialog-NGO damit einher, sich öffentlich gegen die Russland-Sanktionen auszusprechen. Heute weiß man, dass die Krim-Besetzung das Vorspiel und den Testlauf für die jetzige Invasion der Ukraine bildete.

„Sanktionen sind kein Weg aus der Krise, sondern sie führen tiefer in die Krise“, kritisierte (…) Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer aktuelle westliche Maßnahmen gegen Russland. Er trat in Rhodos bei einer Konferenz des in Wien ansässigen ‚World Public Forum ‚Dialog of Civilizations“ auf, dem er gemeinsam unter anderem mit dem Putin-Vertrauten Wladimir Jakunin vorsteht.” So der Kurier im September 2014.

Kurier, September 2014

Das DOC sieht nur von außen wie eine harmlose Dialog-Gesellschaft aus. In Wahrheit verschleiert sie Aktivitäten, die denen von Geheimdiensten zumindest nahekommen. Carolina Vendil Pallin und Susanne Oxenstierna orten in der Organisation ein russisches „soft-power-Instrument“.

Download: Carolina Vendil Pallin und Susanne Oxenstierna, Russian Think Tanks and Soft Power

Ein Beispiel dafür ist der augenscheinliche Lockversuch gegenüber dem deutschen Ex-Politiker Fabio De Masi. Er war bis 2021 Bundestagsabgeordneter der Linken, ein Oligarchen-kritischer zumal. Noch besser also, gerade ihn zu kontaktieren, denn aus Geheimdienst-Kreisen weiß man: Kritiker einzukaufen ist besser als sie zu bekämpfen.

Der DOC-Anwerbeversuch eines deutschen Politikers

Auf Twitter beschreibt er den Anwerbeversuch des DOC so: De Masis Büro sei einst von einem deutschen Wissenschaftler mit dem Hinweis angesprochen worden, er arbeite für ein Institut, das sich der internationalen Zusammenarbeit widme. Man sei “an Publikationen von mir interessiert”, habe es geheißen.

De Masis Büro habe bezüglich bezahlter Nebentätigkeiten abgesagt, einen möglichen Gedankenaustausch in Form eines Seminars hätte man prüfen können. Allerdings:

Wie ich später herausfand, stand hinter der Anfrage das Dialogue of Civilizations Institute mit Nähe zu russischen Oligarchen und Büros in Berlin, Wien und Moskau.

Fabio de Masi zum Anwerbeversuch des DOC

Er, De Masi, sei dann bei einer Recherche darauf gestoßen, “dass ich auf der Homepage der Stiftung als Teilnehmer an dem Seminar geführt werde”. Er habe aber an einem solchen nie teilgenommen.

In Österreich erfolgreicher

Das klappte also nicht.

Anders in Österreich. Hier ging nicht nur das Geschäft mit dem Hotel reibungslos über die Bühne. Freundliche Medienberichte begleiteten die Eröffnung des Radisson bis hin zum letzten Verkauf des architektonischen Gustostückerls 2019. “Oligarch checkt im Wiener Radisson aus”, so titelte etwa der Standard zum Verkauf.

Wladimir Jakunin steht indes seit dem Krim-Einmarsch Russlands 2014 auf den Sanktionslisten der USA und Australiens. Das störte in Österreich auf politischer Ebene kaum jemanden. Dort konnte DOC in der Zeit der türkis-blauen Regierung punkten und Einfluss nehmen. So war es Partner bei fünf sicherheitsrelevanten Workshops der Landesverteidigungsakademie zum Kaukasus.

Generös übernahm man die Reisekosten von Teilnehmenden und stellte mit dem Putin-freundlichen Politikwissenschafter Peter W. Schulze fünfmal hintereinander den Keynote Speaker. Das Verteidigungsministerium bestätigte auf Nachfrage sogar, dass die Workshop-Resultate Eingang in die Lagebeurteilungen der Region fanden.

Und das, obwohl Peter W. Schulze mit der Zielsetzung der Jakunin-NGO nie hinter dem Berg hielt. In einem “SPIEGEL”-Interview von 2016 meinte er:

“Russland versucht, seinen Einfluss zu vergrößern – auch im kulturellen Feld. Das ist kein Geheimnis. Sicher werden wir in manchen Fragen Nähe zu Positionen des Kreml haben. Und natürlich hoffen wir, dass unsere Themen, wenn sie überzeugend begründet sind, zu den Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Medien durchdringen.”

In Österreich war einer wie er immer herzlich willkommen.

Zum Weiterlesen

Wiener Zivilgesellschaften im Interesse des Kremls (29.4.2022)

Putins Leute im Sicherheitsdiskurs: die „kremlnahe Vorfeldorganisation“ und die österreichische Landesverteidigungsakademie (11.5.2022)


Titelfoto: Tobias Reinfeldt

2 Gedanken zu „Das Oligarchen-Hotel in Wien“

  1. Leider ein grober Fehler in dem Artikel. Das IMAX stand rechts vom technischen Museum (Gustav-Jäger-Park). Das erwähnte Hotel steht links davon. Vor dem Hotel war dort ein Außenareal des technischen Museums auf dem Dampflokomotiven ausgestellt waren. Da muss man sich bei so einer einfachen Sache die Frage stellen, wie weit die sonstigen Recherchen korrekt sind…

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