Dokumentation: Innsbruck, im Mai 2023

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By Redaktion Semiosis

Es ist eine typische österreichische Mischung aus Tragödie und Farce, die sich dieser Tage in Innsbruck abspielt. Der Gemeinderat der Landeshauptstadt tagt bis spät in die Nacht. Eine Gemeinderätin stillt dabei ihr Baby und trinkt ein alkoholfreies Bier. Es kommt zum Eklat. Da auch in Innsbruck die Sitzungen öffentlich sind, sieht und hört das ein Journalist der Bezirksblätter – nach Ende des Livestreams – und schreibt, was ist.

Nun wurde er deshalb gekündigt. Innsbruck kehrt zur Normalität zurück. War etwas?

Wir dokumentieren den Text und die Umstände der Kündigung. Bilden Sie sich ihre Meinung zu den Zuständen der Demokratie im Land, liebe Leser:innen, selbst! Oder wie Karl Marx es ausdrückt. „Man muß den wirklichen Druck noch drückender machen, indem man ihm das Bewußtsein des Drucks hinzufügt, die Schmach noch schmachvoller, indem man sie publiziert.“ (aus der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie)


Der Anlass: Die meisten Gemeinderäte sind zumindest nicht mehr nüchtern (27.4.2023)

Quelle: Screenshot der Berichts aus den Bezirksblättern vom 28.4.2023

Die Abschrift: Eklat kurz vor Schluß

Gemeinderätin Bex, trinkt ein alkoholfreies Bier. Gemeinderat B. fühlt sich bemüßigt, die Gemeinderätin zu maßregeln. Da die Gemeinderätin ihr Kind mit dabei hat. Immer wieder musste sich die Gemeinderätin unflätige Bemerkungen gefallen lassen, weil sie mit Kind im Gemeinderat erschienen war.
Das ist ein neuer Tiefpunkt im Gemeinderat. Auch Gemeinderätin I. H. befeuert die Debatte mit einer sinnlosen Wortmeldung: „was wäre wenn man das im Livestream sehen würde“, dieser ist bekanntlich heute nicht zu sehen.
Auch ansonsten zeigen sich viele Gemeinderäte mit Ausnahme der Grünen und GR Onay nicht bereit,
die persönlichen Angriffe gegen die Gemeiderätin zu unterbinden, die mittlerweile in Tränen aufgelöst auf ihrem Platz sitzt. Als Beobachter fragt man sich, in welchem Zeitalter der Großteil der Gemeinderäte festhängen. Fassungslosigkeit herrscht bei den Besuchern, ein Schulterschluss der Frauen bleibt aus.
Die meisten Gemeinderäte sind zumindest nicht mehr nüchtern.

Konsequenz: Der Journalist wird gekündigt

Die folgenden Passagen dokumentieren wir aus dem Newsletter des Treibhauses, in dessen Räumen das diesjährige Journalismusfest in Innsbruck abgehalten worden ist.


„Mit diesem Resume endet der Bericht aus dem Innsbrucker Gemeinderat. Stunden später ist der Satz mit den „nicht nüchternen Gemeinderät-innen“ aus der Berichterstattung verschwunden.
Der Redakteur auch:
der soll gekündigt worden sein.

Korrektur: es handelt sich nicht um einen kleinen Redakteur –
der M.S. war der REDAKTIONSLEITER des Blattes.


posting bezirksblätter

hallo michael
die liste f in form von THOMAS M, ebenso wie Gemeinderat GERALD D, Gemeinderat CHRISTOPH A,
Vizebürgermeister MARKUS L, und nun auch noch die stellvertretende Klubobfrau I.H. haben sich heute massiv über die Pauschalierung beschwert und mit Konsequenzen für dich und die Bezirksblätter gedroht.
Um uns weitere negative PR und auch dir und uns ein juristisches Nachspiel zu ersparen, erhielten die Personen die offene und ehrliche Antwort,: daß wir uns von dir trennen werden.
LG
(was soviel heißt wie: liebe grüße) „

„Zwei Stunden zuvor: GR TM von der LISTE F auf facebook, auf der Seite von Mesut Onay: „nachdem mesut hier nicht klarstellt, mache ich das: daß der großteil des gemeinderates nicht mehr nüchtern war, entspricht nicht der wahrheit… für seine unrichtigen und einseitigen behauptungen in dem artikel wurde der verfasser heute übrigens umgehend gekündigt. das bier auf dem foto war sein eigenes“


„das posting wurde mittelerweile gelöscht
den screenshot gibts, das internet vergißt nix.
das bier auf dem foto ist ein 0,2 zipfer hell 0,0% alk-frei
und gehörte der gemeinderätin J.B.

für die zugereisten gäste aus nah und fern
ein satz des großen otto grünmandl,
schutzpatron des treibhauses:
hier ist so wie anderso
nichts genaues weiß man nicht
dieses aber ebenso….

als Trost und zur Ermutigung
bitt ich um einen Applaus
für m. s. „

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