Flucht aus Polen. Ein Reisebericht in Zeiten von Corona

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By Gastautor

Es sollte ein Ausflug nach Krakau werden. Auch ein Besuch in Auschwitz stand auf dem Plan. Daraus wurde eine gespenstische Hinreise mit einer Propellermaschine und eine abenteuerliche Flucht aus Polen – Corona bedingt. Unsere Gastautor Karl Jereb schildert, wie er kurz vor dem Herunterfahren der Grenzen doch noch von Krakau nach Wien kam. So viel sei verraten: Das gelang zu Fuss und völlig unkontrolliert.


12. März abends, am Wiener Flughafen

Zugegeben, als ich Donnerstagabend (12.03.) am Flughafen Wien in die Propellermaschine Richtung Krakau einstieg, war das retrospektiv betrachtet keine intellektuelle Glanzleistung meiner Person. Schon der Weg zum Gate gestaltete sich wie ein misanthropisches Paradies, ein Hauch schlechten Gefühls durchwob mich. Der Security-Mitarbeiter, dessen Job darin bestand in einer leeren Kontrollhalle auf die üppig vorhandenen freien Slots der Sicherheitskontrolle zu verweisen, erinnerte mich an meinen Aufenthalt in Japan, wo Menschen – direkt vor der Rolltreppe stehend – auf die nahende Rolltreppe hinweisen.

Jo, Corona hod uns dawischt

Am professionell eingewiesenen Slot angekommen, erlaubte ich mir den Spaß nach den fehlenden Menschen zu fragen, der flugs mit einem „Jo, Corona hod uns dawischt“, abgeschmettert wurde. Wenn die Securitymitarbeiter keine Passagiere zu kontrollieren haben, fokussieren sie ihre gesamte Kompetenz auf den einen Troglodyten, der sich trotz mannigfaltiger Warnungen in die unsichere Zukunft begibt. Nur mit Not gelang es mir, öffentlichkeitstauglich angezogen die Barrieren zu passieren und meinen menschenleeren Weg zum Gate F05 fortzusetzen. Sicherlich zufällig dachte ich permanent an den Witz mit dem Burgenländer, der einen Weg entlangmarschiernd eine Bananenschale entdeckt und denkt: „Scheiße, jetzt wird‘s mi glei aufbracken.“

Das Gate erreichend war das Boarding der vier Passagiere fast beendet. Ich entdeckte, dass sich eine größere Gruppe von Menschen in Bewegung setzt, um das Flugzeug nach Krakau zu besteigen. Es handelte sich um eine rund 20-köpfige Schulklasse aus Südkorea – teilweise maskiert. Ich denke, Sie sind wenig überrascht, dass sich durch diesen Umstand meine Beunruhigung dezent steigerte.

Über Krakau

Ist mit dem Rückflug am Sonntag zu rechnen?

Als die Propellermaschine nach einem rund einstündigen Flug landete und zum Ausstieg freigegeben wurde, passierte mir ein fataler Fehler: Ich frage die Stewardess, ob mit dem Rückflug am Sonntag trotz der momentanen Lage zu rechnen sei. Sie erwiderte kopfschüttelnd, dass dies sehr unwahrscheinlich sei. Auf meine zweite Frage nach meinen Möglichkeiten in dieser eher prekären Lage, wusste sie wenig hilfreich, doch umso notfallerprobter auf das telefonisch zu erreichende Ticketservice zu verweisen. Sofort machte sich Beruhigung meinerseits breit, besonders durch meine Ahnung, dass ich nicht der einzige besorgte Kunde sein dürfte.

Hier ein kurzer Nebensatz: Die Austrian Airlines wusste, dass unser Rückflug am Sonntag nicht durchgeführt werden kann, flog uns allerdings sorgenfrei nach Polen.

In Krakau gab es Donnerstagabend keinen öffentlichen Transport mehr

In Krakau stand bereits Donnerstagabend (gegen 21:40) jeglicher öffentliche Transport still. Meine drei Kompagnons, die die Maschine am frühen Nachmittag genommen hatten, hielten sich in einer Bar namens „Huki Muki“ auf, das Ziel war somit klar. Ich nahm notgedrungen ein Taxi und unterhielt mich mit Wiktor über die Lage in Krakau. Bis auf einige Vorsichtsmaßnahmen (alte Menschen meiden – was nichts Neues war) waren ihm keine offiziellen Vorschriften bekannt. Doch das kann sich in Polen im Stundentakt ändern, versicherte er mir und ich kam auf die Idee, ihn nach einer Möglichkeit zu fragen, wieder nach Wien zu kommen, sollten die Flüge gestrichen werden. Er erwiderte unaufgeregt, dass Distanzen von unter 1.000 Kilometer kein Problem für seine Taxigesellschaft wären und gab mir eine Karte, mit der ich ihn im Notfall ordern könnte. Die Distanz zwischen Krakau und Wien (durch Tschechien) beträgt rund 460 Kilometer. Ich konnte noch eruieren, dass dies rund 460 Euro kosten würde.

Ankunft Krakau: eine Mischung aus osteuropäischer Tankstellenshop und Dick-Macks

Im Appartement angekommen und das Freigepäck verstaut, machte ich mich auf den Weg in das – der Ernsthaftigkeit wegen – hier nicht mehr erwähnte Lokal. Eine erlauchte Mischung aus osteuropäischem Tankstellenshop und Dick-Macks erwartete mich. Der Bierpreis von rund einem Euro machte sich langsam in den Brieftaschen meiner Begleiter bemerkbar, ihnen fehlten bereits sieben davon. Ich versuchte aufzuholen und nebenbei einen möglichst sinnvollen Gedankenaustausch über unsere momentane Lage zu formen. Auf Orf.at wurde um 21:00 Uhr eine Reisewarnung des Außenministeriums veröffentlicht. Also ziemlich genau zu dem Zeitpunkt als der Landeanflug der AUA-Maschine Richtung Krakau einsetzte. Mir fehlten nun bereits drei Euro und das freundliche Personal des charmanten Gästebewirtschaftungsetablissements begann damit, ebenjenes zu schließen. Anordnung der Regierung, hieß es.

Mitgefangen, mitgehangen

Auf der verregneten Einkaufsstraße wurde uns bewusst, dass nicht nur dieses Lokal zu schließen begann. Trotz dieser kalten, nassen und finsteren Umstände befanden sich unzählige Menschen mit Schirmen bewaffnet auf der Straße. Großzügige Menschen, die sich uns in Scharen näherten und uns ein kostenloses Bier offerierten. Allerdings unter gewissen Voraussetzungen: Zuvor müssten wir mit ihnen in ihr „Stammlokal“ mitkommen, verständlich. Anschließend sollten wir ein Bier kaufen – hierbei kamen erste Zweifel in uns auf, denn kostenlos und kaufen tangieren sich lediglich peripher. Des Weiteren wurde von uns gefordert, das Hungern der afrikanischen Bevölkerung zu beenden und dem geistigen Bruchpiloten (von der EZB bestätigt) Robert Holzmann vom für ihn uneingeschränkt herrschenden Prinzip des Neoliberalismus abzukehren. Letzteres stellte uns vor unüberwindbare Grenzen und es brauchte mindestens drei „No thanks“, um die Horde abzuwehren. Bis eine Dame von zierlicher Statur einen meiner Begleiter dazu überreden konnte, mitzukommen. Mitgefangen, mitgehangen.

Die Details dieser Nacht bleiben im Dunkeln

Wir landeten schließlich in einem jener Geschäfte, die zuhauf in Krakau existieren und offenbar auf die behördliche Weisung ähnlich entschlossen reagieren wie österreichische Ü-60er (Lukas Resetarits würde Schneeprunzer sagen) auf die sonntags beschlossene Ausgangsbegrenzung. Was im Stripklub passiert, bleibt im Stripklub. Unter anderem meine Jacke inklusive Pass, die Bankomatkarte eines meiner Begleiter sowie sein Okular. Mehrere Umstände haben zu diesen traurigen Erlebnissen geführt, doch deren exakte Wiedergabe würde den Umfang dieser Erzählung unnötig erhöhen.

Freitag, der Dreizehnte: Alles ist gestrichen

Der nächste Tag begann für uns etwas später als andere Freitage. Unser Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz wurde schon tags zuvor gestrichen, wie auch die geplanten Besuche in Museen und jegliche Freizeitaktivitäten in und um die schöne Stadt. Bestandsaufnahme: Ohne Pass keine frühere Ausreise möglich. Besagter Entkleidungsklub sperrte um 21:00 auf. Wir beschlossen, das Beste aus der Situation zu machen und gingen polnisch essen. Nach der Pizza Diavolo, deren Produzent bettelnd auf Gäste wartete, versuchten wir möglichst viele Informationen über den Reiseverkehr und die nationalen Beschränkungen dessen in Erfahrung zu bringen.

Ich erspare Ihnen die Episode über die leidige Passrückführung und Okularbeschaffung. Nur so viel: rund 70 Prozent unseres „Urlaubs“ hielten wir uns in diversen Etablissements auf, die uns wertvolle Rückschlüsse auf das Leben von Tänzerinnen in Polen ziehen ließen. Dies gemischt mit den unweigerlich menschlichen Gefühlen, mindestens einer dieser Damen aus ihrer unwirtlichen Lage zu helfen, um nur Minuten später eine noch hilfsbedürftigere Maid zu erspähen.

Samstag, Ausreise, jetzt!

Samstag, 14.03. Wir beschlossen, trotz der unangenehmen Lage, die Stadt zu erkunden, merkten allerdings schnell, dass es eine weitere Weisung der Regierung gegeben haben muss. Alles war geschlossen. Alles? Nein eine Handvoll unbeugsamer polnischer Großmütter trotzte jeglicher Naturkatstrophe und verkaufte an selbstgebastelten Hüttchen auf Rädern eine polnische Spezialität, mit der wir uns eindeckten. Auf mein Verlangen hin, ein süßes Teigmanufakt zu bekommen, reichte mir eine der freundlichen Bedienungen besten Alters einen in Lauge eingelegten und mit Salz überhäuften Teigziegel, den es zunächst zu Lutschen galt. Erinnert ihr euch an den Film „Das Krokodil und sein Nilpferd?“ In der Szene zu Tisch, als Terence Hill ein Krustentier mitsamt Panzer verspeist? „Das klingt, als wenn du ne Dachrinne frisst“, kommentiert Bud Spencer das Spektakel.

Wawel bewacht, closed – und menschenleer

Die Burganlage, Wawel genannt, wurde von einem Mann in einem Wächterhäuschen bewacht, der wohl seit dem Brand von 1595 hier mit alten Adleraugen wacht. Erspähte er ein bewegtes Objekt, schrie er – gerade noch seine Kauleiste behaltend – CLOSED!

Wawel
Wawel – menschenleer

Das Spektakel wiederholte sich mehrmals, dabei konnte es sich um einen dahinspazierenden Raben handeln, oder eine kleine Familie, die eindringliche Warnung kam flugs und sorgte für allgemeine Erheiterung. Auch uns amüsierte der konstant eintretende Ruf und auch wir ignorierten ihn fast schon auf bedenkliche Art und Weise. Innerhalb der Burg herrschte stille Menschenleere, wir waren es bereits aus dem Stadtzentrum gewohnt. Nächster Halt: Jüdisches Viertel

Wir müssen nun Maßnahmen setzen – sofort und zeitnah

Jüdisches Viertel

Auf dem Weg dorthin machten sich unangenehme Gedanken breit. Wenn Sie sich in einer fremden Stadt umsehen und innerhalb einer Stunde rund 3 Menschen erspähen, die sich – bei genauerer Betrachtung – als ihre Begleiter herausstellen, stimmt etwas nicht. Gegen 13:00 Uhr berichtete ein bis dato unbekanntes deutsches Tagblatt, dass Polen seine Grenzen schließen will. Ziemlich zeitnah. Im Endeffekt wurde berichtet, dass jeglicher Aus- und Einreiseverkehr bis Mitternacht gestoppt werde. In der Zwischenzeit hatte die AUA jeden Flug, den sie uns als Alternativvorschlag geschickt hatte, wieder gecancelt. Ein Rückflug von Krakau nach Wien war nicht in Sicht. Gleichzeitig rief der österreichische Kanzler, von dem Sätze wie: „Wir müssen nun Maßnahmen setzen – sofort und zeitnah“, stammen, alle Österreicher im Ausland zur Heimreise auf. Langsam aber umso tiefgreifender machte sich Panik unter uns vier Hobbytouristikern breit. Die humorigen Gespräche (reiner Selbstschutzmechanismus, der zum Tragen kommt, wenn man von einer ausweglosen Situation übermannt wird) verstummten.

Viel Glück!

Wir kontaktierten das österreichische Konsulat Krakau, dessen Gesprächsverlauf keinen Zweifel an der Dringlichkeit einer sofortigen Ausreise ließ. Der bemühte und freundliche Mitarbeiter an der Horchmuschel warnte uns folgendermaßen:

Der gesamte Flug- und Reiseverkehr wurde bereits eingestellt. Weder Bus noch Bahn verkehren mehr grenzübergreifend. Wenn Sie es nicht schaffen, bis Mitternacht über die Grenze von Polen sowie Tschechien nach Österreich zu fliehen, werden Sie voraussichtlich eine lange Zeit in Krakau verbringen müssen. Wahrscheinlich in ihrem Appartement, da eine Ausgangsbegrenzung angedacht ist.

Nach dieser aufmunternden Nachricht war uns – wohl nachvollziehbar – eher unwohl. Wenn Sie sich jemals in so einer Situation befinden, ist es nachgewiesenerweise am besten, wenn Sie keine Panik bekommen und möglichst ruhig und bedacht auf die Situation reagieren. Es sei denn, der freundliche und bemühte Mitarbeiter ihres Konsulats sagt folgende Worte zur Verabschiedung: „Viel Glück!“ Dann wissen Sie: Es ist ernst.

Wer kann uns jetzt noch nach Wien fahren?

Folgende Möglichkeiten erörterten wir während unseres Laufs ins Appartement: 1) Ein Auto mieten und in Wien abstellen. Ein kurzer Blick auf diverse Anbieter verriet, dass diese Idee wohl auch anderen gekommen war – kein Vehikel stand zur Verfügung. 2) Trotz der Warnung des panikverbreitenden Konsulatsmitarbeiters einen Zug nehmen. Die Erfolgsaussichten waren niedrig bis nicht vorhanden. Bei letzterem hätten wir außerdem noch wertvollste Zeit verschwendet. Plötzlich schoss mir mein Gespräch mit Wiktor, dem Taxifahrer. Im Zimmer versuchte ich ihn zu erreichen, was mir mehrere Male misslang und zu keiner entspannteren Situation beitrug. Auf der Karte war noch ein weiterer Fahrer angegeben, der zeitnah reagierte. Ich erklärte ihm unsere Lage und, dass er unsere einzige Hoffnung war. Er versprach mir, dass er einen Fahrer finden wird und mich bald zurückruft. Währenddessen wurde eifrig gepackt – Pass nicht vergessen – und die Schlüsselübergabe vereinbart. Das Telefon läutete, ein mir bis dahin unbekannter Mann schilderte mir, dass er in 40 Minuten vor der Tür stehen werde und wir uns bereit halten sollen.

Die Zeit steht still

Gesagt, getan. Doch glauben Sie mir bitte, wenn Sie in dieser Lage und auf einen unbekannten Menschen angewiesen sind, der es sich jederzeit anders überlegen kann, steht die Zeit still. Wir warteten am Straßenrand und sahen jeden Taxifahrer mit mitleidserregendem Blick an, bevor wir ihm bei unbeachteter Weiterfahrt flugs den Mittelfinger nachhielten und Pest und Cholera wünschten. Ein schwarzer Passat hielt vor uns und ein rund 30-jähriger Mann stieg aus, um unser Gepäck in den Kofferraum zu verfrachten. Er grüßte uns freundlich, versicherte sich, dass die Reise tatsächlich nach „Wieden“ (0 Wien auf Polnisch) geht und mahnte uns zur Eile. Denn die Zeit läuft. Die erste Hürde war geschafft. Leider folgt auf die erste bekanntermaßen die zweite. Die Grenze zwischen Polen und Tschechien sollte offen sein. Sollte. Adrian, unser Fahrer kontaktierte seinen Kollegen, der einen Passagier aus Wien nach Krakau abzuholen hatte. Sparen Sie sich die Erläuterungen über die Sinnhaftigkeit, gleich mit zwei Autos von Krakau nach Wien und wieder zurück zu fahren. Der Kollege – rund zwei Stunden voraus – versicherte jedenfalls, dass besagte Grenze offen sei.

Der Taxifahrer: eine ICH-AG

Nach rund zwei Stunden Fahrt erreichten wir diese sagenumwobene Grenze. Sie bestand aus einem Schild, auf dem in großen Lettern „granica czeska“ zu lesen war – und einer Taube. Adrian, der auf Tafeln mit Geschwindigkeitsbeschränkungen allergisch scheint, überfuhr ebenjene Grenze – nahezu die Schallmauer erreichend – mit einem genüsslichen Lächeln. Wir stoppten auf der Autobahn, um mit dem Vignettenkauf die österreichische Tradition – gerade erst fertiggestellte und freigegebene Autobahnabschnitte, flugs wieder aufzugraben und zu sperren – zu unterstützen. Anderes Thema. Sie müssen sich vorstellen, dass Adrian wusste, dass er es bis Mitternacht nach Wien und wieder zurückschaffen musste, da er sonst als Pole zwar einreisen darf, sich aber sofort für 14 Tage in Quarantäne begeben müsste. Das würde seinen Ruin bedeuten, wie er uns während der Fahrt erklärte. Nachdem nun damit zu rechnen sei, dass der Flughafen Krakau für einige Zeit geschlossen bleiben würde, brauchte er das Geld. Er ist, wie viele weitere Taxifahrer in Polen, eine Ich-AG. Das heißt, wenn er keine Fahrgäste hat und seine vereinbarte Provision nicht dem Flughafen übermitteln kann – liebe Grüße an alle Airportfahrer – muss er Konkurs anmelden.

Glücklich in Mistelbach!

Die Fahrt erreichte wenige Stunden später ihren Höhepunkt. Nahe der Tschechisch-Österreichischen Grenze wurde uns wieder mulmig. Wir erwarteten kilometerweite Staus und ein großflächig aufgebautes Quarantäne-Zelt. Noch ein Glück – verschone uns mit allem, was noch ein Glück ist – dass es nicht regnete. Die Grenze war zwar stark befahren bzw. beparkt, doch Stillstand wurde vermieden. Jegliche Fahrzeuge und Lastwagen konnten zwar ungehindert nach Österreich einreisen. Doch eine Rückkehr war dann ausgeschlossen. Dies eruierte Adrian im Gespräch mit einem maskierten tschechischen Grenzpolizisten. Für uns hieß dies: Aussteigen und zu Fuß weiter nach Österreich. Wir überreichten Adrian den Sold inklusive gebührend hohem Trinkgeld und verabschiedeten uns in Richtung Land der Berge und Äcker etc. Die Grenze passierten wir – ausschließlich von tschechischer Seite kontrolliert – problemlos. Ich musste nicht einmal meinen Pass vorweisen! Am nahegelegenen Wettcafé stand ein Taxi, welches uns nach Mistelbach brachte – für die Weiterreise per Zug nach Wien. So grotesk diese Vorstellung anmuten mag: Ich war glücklich, in Mistelbach zu sein.

Keine österreichischen Kontrollen in Drasenhofen

Falls es zu späterer Zeit zu einer mannigfaltigen Analyse der „sofortigen und zeitnahen“ Maßnahmen Österreichs bezüglich Grenzkontrolle kommen sollte (U-Ausschuss „Corona“), wird sich die Regierung – neben diversen Anfragen zu den unzähligen Verfehlungen in Tirol und Vorarlberg – Fragen á la: „Warum wurde ausschließlich auf tschechischer Seite am Grenzübergang Drasenhofen kontrolliert?“, oder: „Wie kann es sein, dass die Kommunikation mit den von Herrn Bundeskanzler Kurz sonst so geschätzten osteuropäischen Nachbarländern gerade in Krisenzeiten derart schlecht verläuft, dass jeglicher Verkehr von Tschechien nach Österreich geschleust werden konnte?“, oder aber: „Wenn man sich an die Aufforderung des Bundeskanzlers hält, wer kommt dann für die Begleichung der (in unserem Fall keineswegs existenzbedrohenden, doch andernfalls sicherlich) Rechnungen auf?“, gefallen lassen müssen.

Ich bleibe zurück mit unvorstellbaren Eindrücken und einem Fünkchen Hoffnung für die Menschen und ihre Handlungen in Zeiten der Krise, die nicht ausbleiben. Viel Glück!


Unser Autor Karl Jereb arbeitet als Redakteur und Social Media-Manager. Er reist und schreibt gerne – und wünscht allen viel Glück!

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