#Maskup – Eine neue Twitter-Welle und der rechte Pranger-Journalismus

Foto des Autors

By Sebastian Reinfeldt

Auf Twitter tauchen vermehrt Tweets mit dem Hastag #Maskup auf. Dabei zeigen Personen auf Fotos, bei denen sie eine Maske tragen, dass sie weiterhin sich und andere schützen wollen. Sie begründen auch, warum sie das tun. Semiosis-Redakteur Sebastian Reinfeldt hat sich an dieser Aktion beteiligt. Dadurch wurde er „Objekt“ eines „Artikels“ im Internet-Medium Exxpress, das ihn – und alle anderen – an den Pranger stellt. Im folgenden Beitrag analysiert er dieses Machwerk. Mit Journalismus hat das dort Geschriebene jedenfalls wenig zu tun.


Covid is not over

Ich hab’s mir lange überlegt. Denn wer sich gegen den regierungsamtlichen Konsens, die Pandemie sei vorbei und man müsse sich daher um nichts mehr kümmern, wendet, der/die wird markiert werden. So kam es dann auch.

Ausgangspunkt jedenfalls war eine Twitter-Welle in Kanada, wo sich Menschen mit Maske im Internet outen und begründen, warum sie diese weiterhin tragen: um Infektionsketten zu brechen und um sich und andere zu schützen. Hier zwei Beispiele:

So habe ich mich gestern Morgen entschlossen, ebenfalls gegen die inszenierte und falsche Sorglosigkeit in den deutschsprachigen Ländern vorzugehen. Mit einem kleinen Tweet, aufgenommen in der Wiener U-Bahn.

Was mich überrascht hatte: Der Tweet wirkte tatsächlich ansteckend, und weitere Twitter-User*innen posteten ein Foto von sich mit Maske, um die Realität des Virus wieder ins Bewusstsein zu rücken.

Da ich es erbärmlich finde, wie in Österreich vonseiten der Regierung mit den Vulnerablen und den Long-Covid-Kranken umgegangen wird, habe ich mein Statement mit einer Kritik an der derzeitigen Regierungslinie verbunden.

Der Rechtsaußendreh im Exxpress

Die Reaktionen den Tag über waren durchwegs positiv. Der virtuelle Schneeball rollte. Das änderte sich am Folgetag und mit dem Erscheinen eines Artikels im Internetmedium Exxpress über die Aktion. In seinem Text über unsere Aktion umgeht der Autor die Sachebene – nämlich, dass Corona immer noch präsent ist – und geht mehr auf die Personen- und Gefühlsebene ein. Aber statt dann die Personen und ihr Anliegen vorzustellen, stellt er uns an den Internet-Pranger, indem er die Aktion zu Beginn und am Textende als eine Verrückheit „framt“. Im Artikel-Intro spielt er auf die Gallier in Asterix und Obelix an, und – Hohohoho! – wir werden zu „unbeugsamen Twitter-Usern“ erklärt.

Die ganze Welt atmet auf: Der Kampf gegen Corona ist vorbei! Die ganze Welt? Nein! Eine Initiative unbeugsamer Twitter-User hört nicht auf, dem Virus Widerstand zu leisten. Sie kritisieren die Aufhebung der Maskenpflicht als „unverantwortlich“ und fordern: #MaskUp!

https://exxpress.at/corona-doch-nicht-aus-twitter-nutzer-fordern-wiedereinfuehrung-der-maskenpflicht/

Die Pandemie sei vorbei

Für die Grundaussage, um uns für verrückt zu erklären, muss der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach herhalten. Der habe gesagt, die Pandemie sei vorbei. Und wenn Politiker*innen das sagen, dann muss es ja stimmen. Wie oft haben – inmitten der Pandemie – österreichische Politiker*innen bis hin zu Kanzler Sebastian Kurz die Pandemie für beendet erklärt und das Licht am Ende des Tunnels erblickt?

Just the Covid Facts

In dieser Grafik, die die Inzidenz der vergangenen Monate – bei stark zurückgehenden Tests und verbreiteten Unwillen, Covid noch ernst zu nehmen – abbildet, lässt sich das im Exxpress-Text behauptete Verschwinden des Virus nicht erkennen.

Quelle: Just the Covid Facts

In der Begründung für meine Aussage (im Kommentar zu dem zitierten Tweet, der natürlich nicht erwähnt wird) habe ich daher die amtlichen Zahlen vom Vortag erwähnt: Da gab es 1320 laborbestätigte Fälle und 33 Verstorbene. Durch eine Pandemie, die angeblich vorbei sei.

Dass die Pandemie vorüber sei, kann ich nicht erkennen. Lediglich, dass es uns wurscht ist, wenn Menschen an und mit dem Virus sterben.

Am Pranger

Was macht nun der Kollege „Journalist“ vom Exxpress daraus? Er behauptet dennoch, die Pandemie sei vorüber, weil es jetzt ja etwas ganz anderes, nämlich eine Endemie sei und daher nicht mehr so schlimm.

Doch bedeutet der endemische Zustand eben nicht, dass das Virus und die Erkrankung harmlos seien und verschwunden wären. Es bedeutet lediglich: Schwere Erkrankungen treten „nur“ regional begrenzt auf. Genau darauf habe ich mit der Aktion eines Fotos aus der Wiener U-Bahn und den Infektionszahlen vom Vortag hingewiesen.

Am Ende seiner „Berichts“ fügt der „Journalist“ im Stile eines Psychiaters noch die folgende Diagnose an:

Aber vielleicht sind manche nach den drei Corona-Jahren auf den Geschmack gekommen und wollen einfach nicht mehr aufhören, wer weiß!?

Mit dem Framing der Zitate aus unseren Tweets am Anfang und am Ende seines Textes hat dieser „Journalist“ die im Bericht zitierten Twitter-User*innen dem Mob zum Fraß vorgeworfen. Nicht wenige, wie auch ich, agieren dort übrigens unter Klarnamen. Schließlich bin ich tatsächlich Journalist.

Die Reaktionen auf den Exxpress-Pranger ließen auch nicht lange auf sich warten. Ich füge Screenshots an und blockiere diese Personen bewusst nicht.



Zum Weiterlesen

Pandemie: Ein Volk atmet auf von Paul Schuberth

1 Gedanke zu „#Maskup – Eine neue Twitter-Welle und der rechte Pranger-Journalismus“

  1. Dieser Journalist hat absolut recht, wir brauchen uns von Euch keine Maskenpflicht mehr aufzwingen zu lassen! Erneut geht der Alarmismus bezüglich der neuen Covidvariante in Indien los, dabei gilt diese Variante als mild und die meisten sterben mit und nicht an COVID

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