88,7 Prozent: Doch ein Bablabadeidag!

Foto des Autors

By Sebastian Reinfeldt

Die Formulierung des Titels stammt von Armin Thurnher. Die Inszenierung von der SPÖ. An ihr waren die Bundesgeschäftsstelle, die Parteitagsregie beteiligt, aber auch die Delegierten des 46.ordentlichen Parteitags, die sich in einem dichten politischen Moment hinter ihren Parteivorsitzenden gestellt haben. Mit 88,7 Prozent wurde er gewählt – eine Zahl, die ihm im Vorfeld kaum zugetraut worden war. Dieser Mann ist noch für weitere Überraschungen gut, meint Sebastian Reinfeldt.


Unkenrufe und Kampagnenjournalismus im Vorfeld

Während es ausreichend Medien gibt, die erkennbar für eine politische Partei sind, gibt es derzeit kein einziges Medium, das „den Andi“ Babler hochschreiben würde. Im Gegenteil: Im Standard durfte ein früherer Mitarbeiter von Ex-Parteichefin Rendi-Wagner rhetorisch nachtreten: Falsche Themen, mehr in die Mitte rücken – das waren seine Stichworte. Im Trend legte ein bekannter Journalist nach und konzidierte, der Andi Babler sei alleine zu Hause. Dabei schreckte er auch nicht vor einer anti-feministischen Zuschreibung zurück: Eigentlich sei er ja kompromissbereit. Aber seine Frau halt eben nicht. In der Kleinen Zeitung ließ der SPÖ nahe Politologe Anton Pelinka kein gutes Haar am Babler-Kurs, indem er rhetorisch fragte, was die Babler-SPÖ denn von der Kickl-FPÖ unterscheide.

Es wurde zudem darauf spekuliert, dass es beim SPÖ-Parteitag Streit geben würde. Und auch, dass der Parteivorsitzende bei seiner Wiederwahl einen Dämpfer erhalten würde.

Nichts von dem ist geschehen.

Die fulminante Rede

Wahrscheinlich hat auch diesmal – so wie schon beim Parteitag in Linz – seine Rede den Ausschlag gegeben. Da steht jemand vorne, der einfach mitreißend reden kann. Der mit Emotionen und Argumenten die Zuhörenden anspricht. Seine Themen sind klassisch sozialdemokratische: Arbeitszeit, Reichensteuern, gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne. Damit hatte er bereits die Pro-Doskozil-Stimmung beim Linzer Parteitag im Juni 2023 drehen können. Diesmal ging es in erster Linie darum, die Kritik und Reserviertheit in Teilen der SPÖ zu überwinden. Diese Partei, die auseinanderzudriften drohte, die erstarrt war, zu einen und zu beleben.

Wer nur ein wenig mit Delegierten beim Parteitag geredet hat, wer die stürmischen Reaktionen auf seine Auftritte angesehen hat und zugehört hat, muss erkennen: Andreas Babler hat das geschafft, was ihm kaum jemand zugetraut hätte. Die SPÖ ist – gemeinsam – wieder auf dem politischen Spielfeld zurück.

Mit voller Leidenschaft

Dabei steht er als voller Mensch auf der Bühne. Mit seiner Leidenschaft transportiert er nicht nur die klassischen sozialdemokratischen Themen; sie steckt auch die Menschen an, die zuhören, sie fordert sie auf, etwas zu tun. Ohne diese Emotionen könnte der Andi für sich und für andere nicht funktionieren.

Und wenn er jetzt das zweite Mal eine Parteitagsstimmung – was letztlich bedeutet: eine politische Situation – drehen konnte: Dann könnte er das ja auch im direkten Austausch und im Kontakt mit der Bevölkerung in den kommenden Wahlkämpfen schaffen. Warum nicht?

Was, wenn ausgerechnet der politische Außenseiter „der Andi“ diesen Kickl in die Schranken weisen könnte, weil er halt die positiven Gefühlslagen der Menschen anspricht, und nicht die Ängste und niederen Instinkte?

Die Tränen über das Ergebnis

Das Ergebnis kam sicherlich komplex zustande. Aber im Resultat ist es eine positive Überraschung, wenn wir die medial erzeugte Stimmung und politische Situation im Vorfeld betrachten. Das Wahlergebnis ist eindeutig als ein Sieg des Vorsitzenden Babler zu werten, den er sich mit der Comeback-Tour und mit viel, viel Kommunikation in die Partei herein hart erarbeitet hat.

Plötzlich geht das auf, was er seit Monaten geplant hat. Und plötzlich weint ein Mann, weil ihm eine zentnerschwere Last von den Schultern fällt. Das ist menschlich, eigentlich sympathisch und durchaus nachvollziehbar.

Hämische Kommentare darüber, die im Journalist:inneneck im Parteitagssaal hörbar waren, sind nicht nur menschlich übel. Sie zeigen zudem, dass sie nicht verstehen, wie Andreas Babler funktioniert. Was letztlich bedeutet: Sie verstehen nicht, wie und dass er Erfolg hat.

Schreibe einen Kommentar