Wer kennt schon seine (ihre) Pappenheimer?

Foto des Autors

By Gastautor

Die Kritik am so genannten Historikerbericht der FPÖ reißt nicht ab. Mehrere Autoren der Textsammlung gehen mittlerweile auf Distanz. In ihm relativiere die FPÖ die Verbrechen des Nationalsozialismus und verleugne ihre tiefen Verstrickungen mit rechtsextremen Kreisen, so die Kritik. Die Strategie der FPÖ-Funktionäre hinter dem angeblich rund 1000-Seiten Bericht ist ähnlich derjenigen, die rechte Aktivisten auf Wikipedia betreiben: Sie lassen alles Problematische ihrer Themen in einer Flut aus Details und Anekdoten untergehen, die sie dann noch zum Teil aus unwissenschaftlicher grauer Literatur beziehen. Unser Gastautor und Wikipedia-Insider Elektrofisch hat dies am Beispiel des rechten Wikipedia-Autors Pappenheim nachrecherchiert. Dieser hat sich vor kurzem dem Kurier gegenüber als Burschenschaftler der Gothia geoutet.


Profil: Burschenschafter, Mitte rechts und neutral?

Am zweiten Augustwochenende 2019 berichtete Christoph Schattleitner im Kurier über den Einfluss von Parteien aus Österreich auf zeithistorische Texte in Wikipedia. Eine Person, die unter dem Benutzerkonto Pappenheim auf Wikipedia schreibt, gibt der Zeitung zu Protokoll: Er sei Mitglied der schlagenden Verbindung Gothia Wien. Außerdem stehe er politisch „Mitte rechts“ und schreibe in seinen Artikeln in Wikipedia neutral, so Pappenheim.

Wir sind im Semiosisblog bereits früher auf Pappenheim gestoßen. Bei der Bearbeitung des Dinghofer-Eintrags auf Wikipedia hatte er sich bereits mit Relativieren hervor getan. Und dabei ging er keinesfalls neutral vor, denn er malte das gefärbte Bild Dinghofers als einem deutschnationalen Säulenheiligen. Störende Fakten, wie etwa dessen Mitgliedschaft in der NSDAP, wurden schlicht verschwiegen.
Seine Angaben dem Kurier gegenüber sind jedenfalls Grund genug, sich die weiteren Aktivitäten von Pappenheim in Wikipedia genauer anzusehen und dabei auch jene Inseln im wikipedianischen Ozean und in der Realwelt zu besuchen, die diese Reise erst ermöglichen.
Als Heimathafen sei die Benutzerseite Pappenheims gewählt. Sie weist einen Österreich-Schwerpunkt auf – mit einem zahlenmäßigen Übergewicht an Artikeln zu Militär, Musik und Kunst aus oft längst vergangenen, glorreichen Zeiten. Nicht sehr ergiebig, auch wenn sich die Seite wie ein vorgedachtes Dementi über die politische Ausrichtung des Nutzerkontos lesen lässt.

Der Nutzername und sein Hintergrund

Die Idee hinter dem Nutzernamen wird mit einem historischen Stich angedeutet. Dieser wurde das Titelbild unseres Beitrags. Er zeigt Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim, einen verwegenen General der Katholische Liga und der Habsburger unter Wallenstein. Der Artikel zum historischen Pappenheim wird vom Wikipedia-Nutzer Pappenheim denn auch akribisch bewacht. Das bedeutet, er löscht „unpassende“ Einfügungen, bearbeitet aber nicht grundsätzlich. Allerdings ist diese offensichtliche Deutung des Nutzernamens nicht die einzig mögliche. Denn es gibt noch mindestens eine zweite Möglichkeit. In Innsbruck existiert nämlich eine inaktive Burschenschaft „Pappenheim“, die – ortsüblich? – eine deutschnationale antisemitische Tradition aufweist.

Quelle: Martin Achrainer, Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1867 bis 1918

Die Gothen und ihre NPD-Verbindungen

Pappenheims wirkliche Burschenschaft, die Gothia, gehört zur Burschenschaftlichen Gemeinschaft, die wiederum einen völkischen Nationalismus vertritt. Siehe oben. Über die Gothia findet sich kein Wikipedia-Beitrag und auch keine Löschdiskussion. Wenn es einen gäbe, dann müsste in diesem wohl auch der Hinweis stehen, der sich im Wikipedia-Artikel über den NPD-Funktionär Safet Babic findet: Dort wird auf einen von der Gothia und vom Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) organisierten Vortrag des NPD-Funktionärs Babic in Wien im Jahr 2006 verwiesen:

Babics Vortrag zum Thema „Nationaldemokratische Hochschulpolitik in der Bundesrepublik“ beim Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) und der Wiener Burschenschaft Gothia im März 2006 sorgte in Österreich für landesweite Diskussionen über die Verbindungen des RFS zur rechtsextremen Szene.

Vorsitzender des RFS war übrigens auch ein Gothe.

Die Gothen und ihr verschwiegener Antisemitismus

Will man etwas über die Aktivitäten der Gothia vor dem NS und während dieser Zeit erfahren, ist man auf die Selbstauskünfte auf ihrer Homepage – und auf wenige kritische Informationen jenseits von Wikipedia – angewiesen. Und hier gab es nach 2017 bereits öffentliche Kritik an einer „Überarbeitung“ der Homepage des Vereins. In der Zeitung Der Standard war der Vorwurf laut geworden, die Burschenschaft verschweige den Antisemitismus berühmter Gothen.

Auf eine Frage der Zeitung antwortete

Christian Neschwara, der Obmann ihres Altherrenverbandes, per E-Mail. Der Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Uni Wien berief sich in einer ersten Reaktion zunächst darauf, dass man den Abschnitt über die großen Gothen anlässlich der Neugestaltung des Online-Auftritts ohnehin überarbeiten würde.

Die Gothen und ihre Nähe zur FPÖ

Der Wikipedia-Artikel über Christian Neschwara ist übrigens eine Neuanlage von 2019. Hier findet sich keine Bearbeitungen des Kontos Pappenheim. Seine Diktion und Wohlgefälligkeit spricht aber für eine Anlage aus dem Umfeld der Lemmaperson. Denn Neschwara war auch an einem Anti-Antifa-Schmierentheater der FPÖ beteiligt. Und zwar hatte die FPÖ den Sohn des FPÖ-Funktionärs Roman Haider, der den Abbruch eines schulischen Vortrags über den Extremismus der FPÖ erzwungen hatte, mit dem Franz Dinghofer-Preis geehrt.

Die PR und die Kosten übernahm 2017 die österreichische Staatskasse. Anwesend waren die damaligen FPÖ-Spitzen. Vorne mit dabei: Neschwara. Später wurden weitere Veranstaltungen im Namen Dinghofers mit Parlamentsweihen vom Dritten Nationalratspräsidenten (oder der -präsidentin) durchgeführt. Die Preisverleihung 2017 führte übrigens zu disziplinarischen Maßnahmen gegen den Sohn, da dieser in Uniform plus Burschenband zur Verleihung erschienen war. Auf dem Foto mit dabei: Der Gothe und das spätere Kabinettsmitglied bei FPÖ-Innenminister Herbert Kickl, Alexander Höferl.

Verleihung der Franz-Dinghofer-Medaille in den Räumen des Parlaments. Von links: Präsident des Dinghofer-Instituts Martin Graf, Rüdiger Haider (Sohn), Klubobmann und späterer Vizekanzler Heinz Christian Strache (F). Und ganz rechts: der damalige FPÖ-Kommunikationschef Alexander Höferl, ein Gothe-Bundesbruder, der später ins Kabinett von FPÖ-Innenminister Kickl wechselte. Quelle: © Parlamentsdirektion / Thomas Topf

Beiträge über drei große Gothen, die herausragende Antisemiten waren

Kritisiert wurden im bereits erwähnten Standard-Beitrag besonders die Geschichtsschreibung über drei große Gothen, die zugleich große Antisemiten waren: Georg von Schönerer, Mirko Jelusich und dem NS-Historiker Heinrich Srbik. Im Artikel über den Erfinder der Kornblumen-Symbolik Schönerer, den Hannah Arendt als „geistigen Vater Hitlers“ bezeichnete, sind denn auch fünf Edits beziehungsweise Sichtungen von Pappenheim vorhanden. Darunter findet sich die Einfügung völlig – auch im Sinne der Literaturkriterien von Wikipedia – ungeeigneter zeitgenössischer Literatur aus den 1940er Jahren. So etwa: Eduard Pichl: Georg Ritter von Schönerer. Dt. Verlag Jugend und Volk, Wien 1940.

Der „Schönerer-Jünger“ Eduard Pichl vertrat laut dem mittlerweile verbesserten Wikipedia-Artikel über ihn

den Rassen-Antisemitismus Schönerers, polemisierte gegen die „Judenpresse“, war, wiewohl er den Beamteneid abgelegt hatte, ein Gegner des habsburgischen Vielvölkerstaats und wünschte die Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich. So ist halt die deutschnationale Tradition.

Die Wikipediarichtlinie für Literatur besagt hier eindeutig: In einem Beitrag sollen die „wissenschaftlich maßgeblichen Werke sowie seriöse, möglichst aktuelle Einführungen“ genannt werden. Und dies trifft sicher nicht auf das „Werk“ eines Antisemiten über einen anderen Antisemiten zu. Auch dann nicht, wenn ein Wiener Gothe von heute das Machwerk seines Bundesbruder Pichl über einen weiteren Bundesbruder einbringt.

Weitere drei Antisemiten aus der Gothia

In den Artikeln über Jelusich und Srbik findet sich kein Edit unter dem Namen Pappenheim.
Die Gothia „löste“ das Antisemitismus-Problem mit dem fehlenden Hinweis zum Antisemitismus ihrer Liste berühmter Gothen übrigens sehr schlicht: Der Hinweis auf Antisemitismus fehlt dort immer noch. Allerdings verlinkt sie die Wikipedia-Artikel, in denen dies deutlich aufgezeigt wird. Grund genug, sich weitere historische Persönlichkeiten aus der Gothia anzusehen. Neben Jelusich, Pichl, Schönerer und Srbik werden von der Gothia noch Fritz Stüber, Eduard Kranner und Arthur Strasser aufgeführt. Über Fritz Stüber steht in Wikipedia, er

gehörte zu den bekanntesten Persönlichkeiten der äußersten Rechten in der österreichischen Nachkriegszeit.

Aus dem Artikel über ihn tilgte der Benutzer Pappenheim folgende Information:

Er wurde 1963 mit dem “Dichtersteinschild“ des 1999 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verbotenen Vereins Dichterstein Offenhausen ausgezeichnet.

Diese Information ist im Wikipedia-Beitrag zum Verein Dichterstein Offenhausen ausreichend belegt. Auf der Liste der dort Ausgezeichneten steht noch ein weiterer Gothe: Jelusich nämlich. Dieser war Feuilletonchef der Deutsch-Österreichischen Tageszeitung (kurz DÖTZ, ab 1926 bis zum Verbot 1933 offiziell Hauptblatt der NSDAP – Hitlerbewegung). Dennoch ist er Gothia-Obmann Neschwara im Jahr 2017 immer noch kein Antisemit, da die Zeitung ja 1933 verboten worden sei. So referiert Der Standard eine Stellungnahme des Professors, so als ob es vor 1933 und nach 1945 keine Nazis und Antisemiten gegeben hätte.

Dem Artikel über Kranner hingegen mangelt es eindeutig an kritischer Distanz. Pappenheim editierte hier nicht. Die Information etwa, dass Kranner einen Persilschein für den NS-Verbrecher Baldur von Schirach ausstellte, fehlt. So erklärte dieser im Dezember 1964:

Allen Kulturschaffenden gegenüber hat sich Schirach immer als Helfer in der Bedrängnis, als Beschützer und als unbeirrbarer Verteidiger der Menschenrechte erwiesen. Eine große Zahl von rassisch und politisch Verfolgten hat er so vor dem bürgerlichen und physischen Untergang gerettet, sofern er von den Bedrohungen wusste, denen die einzelnen ausgesetzt waren.

Die PR-Methode: Fakten unterdrücken, beschönigen – und sichten

Wenn sich beim Benutzerkonto Pappenheim bereits durch die Unterdrückung unerwünschter Fakten eine politische Ausrichtung im Nahbereich seiner Burschenschaft zeigt, wendet er ebenso Sichten als eine zweite Form der burschenschaftlichen PR an.
Zwar darf in Wikipedia im Prinzip jeder angemeldet und unangemeldet Informationen (mit geeignetem Beleg) einfügen. Bei frischen Nutzerkonten und bei unangemeldeten Nutzern, die dann unter wechselnder IP Adressen editieren, müssen die Einfügungen jedoch durch einen alten Hasen erst sichtbar gemacht werden. Dies wird als Sicherheitsmaßnahme gegen Fehleinträge verstanden. Pappenheim ist stolz auf seine über 16.000 Sichtungen. Dabei sichtet er gerne beleglose Einträge (oder Löschungen) von IP-Adressen im Burschenschaftsumfeld. Etwa die Eintragung des turnusmäßigen Wechsel des Vorsitzes an die Wiener akademische Burschenschaft Teutonia. Eine Abfrage der entsprechenden IP-Adresse führt jedenfalls nach Wien oder zu Edits zu Mitgliedern im Artikel über den RFS.
Auch hier stammt der Edit aus Wien. Das ist zumindest bemerkenswert.

Kämpfer in rechten Edit-Wars

Zahllose Edits unter dem Namen Pappenheim existieren in einem Dauerkonfliktfeld in Wikipedia um Studentenverbindungen. Verbindungsvertreter, meist vom rechten Rand innerhalb des Verbindungsspektrums und zum FPÖ-Politiker und Ex-Minister Norbert Hofer. Die Verbindungsstudenten hatten sich sogar zeitweise ein eigenes Wikipedia-Portal gebastelt und dort eigene Relevanzkriterien aufgestellt. Kriterien, die etwa im Sport jeden dörflichen Fußballverein für relevant erklären würden und nicht nur die, die in höheren Liegen spielen.

Diese Aufnahme an sich bedeutungsarmer Verbindungen ist das eine. Hinzu kommt aber, dass  das unabhängige, seriöse Literatur zum Thema fehlt. Diese wird durch zweifelhafte Festschriften und Selbstauskünfte ersetzt, die somit zur Artikelgrundlage mutieren. Folglich gab es sowohl einen Kampf um diese Lex Burschenschaft als auch zahlreiche Löschanträge auf einzelne Studentenverbindungen.
Pappenheim gehört hier zu denjenigen, die für ein Behalten dieser fragwüdigen Quellen Argumente herbeizieht. So wird etwa auf Wikipedia eine besondere Tradition allein durch Verkettung von Merkmalen konstruiert, und das bei Vereinen, die eigentlich Dutzendware sind. Nach der Art, erste Verbindung am Ort die grüne Nasen hatte und katholisch war. Zu oft ist er damit durchgekommen. Man klicke sich selbst durch diesen traurigen Wikipedia-Ozean.

Was kann es schöneres geben als ein angeblich unpolitisches Liedchen?

Auch bei seinen Musikbearbeitungen ist Pappenheim weder unpolitisch noch neutral. So wollte er etwa im Artikel über den Heimatkitsch-Musiker Andreas Gabalier einen ganzen Block über dessen NS-Anspielungen löschen. Dieser Block enthält die folgenden Informationen:

Sebastian Gloser von [[nordbayern.de]] bezeichnet Gabalier als „Brückenbauer zur [[Neue Rechte|Neuen Rechten]]“. Auch Gloser verweist auf die Textpassage mit dem „eisernen Kreuz“ und erwähnt Gabaliers Aufzählung von Deutschen, Italienern und Japanern – den [[Achsenmächte]]n im 2. Weltkrieg – im Song “Biker“ sowie Gabaliers Hakenkreuz-Pose auf dem Albumcover von “Volks-Rock’n’Roller“. Weiterhin kritisiert Gloser das Gesellschaftsbild Gabaliers, das eher zu den 1950er Jahren passe.

Auf die Hakenkreuz-Pose verweisen auch andere Journalisten.

Um weitere Artikelpassagen führte er einen so genannten Edit-War. Er wollte nicht, dass Wikipedia darüber informierte, dass der Nachlassverwalters Karl Valentins – anlässlich der Vergabe des Valentinpreises an Gabalier – auf dessen Homophobie, Frauenfeindlichkeit und sein Spiel mit faschistischen Symbolen hinwies und daher die Preisverleihung ablehnte.

Pappenheim meinte dazu auf der Diskussionsseite, nachdem der Artikel wegen Edit-War gesperrt wurde:

Aus meiner Sicht ein klarer Verstoß gegen WP:NPOV, es muss hier nicht jeder Erguss von Kritikern abgebildet werden. Es würde reichen, dass es zu der Ordensverleihung Kritik gab mit Verlinkung und fertig. Nur weil Journalisten dankbar solche Verbalergüsse rezipieren heißt das noch lange nicht, dass all das auch in eine Enzyklopädie übernommen werden muss, die sich selbst als neutral bezeichnet. Das ist sie dann nämlich nicht mehr.

Auch die Mitglieder der FPÖ-Historikerkommission werden von Pappenheim überwacht

Nun hatte 2017 nicht nur die Gothia ein Problem mit ihrer zu deutlichen antisemitischen und nazistischen Tradition, sondern auch die FPÖ selbst. Na ja, sie tat immerhin so als ob. Anfang 2018 beschloss sie daher den Aufbau einer Historikerkommission auf dem Bundesparteitag am 12. Februar. Die Zusammensetzung, Größe, Aus- und Zielrichtung der Kommission war von Anfang an als Alibiaktion und Weißwäscherei umstritten, auch weil die Geschichtsschreibung längst zu soliden Ergebnissen gekommen ist. Natürlich hat die entsprechende Kommission auch einen Wikipediaartikel, in dessen Versionsgeschichte sich kein Beitrag unter dem Namen Pappenheim findet.

Höbelt und die Gedenkschrift für ein Mitglied der Waffen-SS

Aber bei einigen Kommisionsmitgliedern wird man fündig. Schon 2010 bereinigte Pappenheim den Artikel über den umstrittenen Historiker Lothar Höbelt. Erfolgreich löschte er die folgende Passage:

2010 war er Mitverfasser einer Gedenkschrift für Wolfgang Venohr, Schriftsteller und früheres Mitglied der Waffen-SS.

Der Grund: angeblich als von der Quelle ungeeignet. Die Quelle war allerdings ein Originalaufsatz von Höbelt, und zwar in der Gedenkschrift, die im Verlag der Jungen Freiheit erschienen ist.

Auch beim Kommissionsmitglied Andreas Mölzer war er aktiv. Hier finden sich in der Versionsgeschichte 14 Aktionen von Pappenheim, darunter 11 Sichtungen. Im Artikel über Michael Wladika verteidigte er 2011, inklusive Edit-War, den Eintrag der Mitherausgeberschaft von Wladika an der Festschrift für Lothar Höbelt.

Pappenheim, Strache und der Große Austausch

Nun brachte Mitte Mai 2019 ein Video von der Ferieninsel Ibiza frischen Wind in die politischen Verhältnisse in Österreich und Wikipedia. Die Regierung wurde aus dem Amt geblasen. Das heißt für Wikipedia: Neue Inseln wurden angelegt und bei alten war neuer Küstenschutz nötig. Und natürlich betreibt hier auch der Pappenheim Artikelpflege. Schon zuvor, am 1. Mai löschte er im Artikel zu HC Strache eine Passage, wo dieser sich ganz in der Identitären-Diktion zu einem Kampf gegen den „Großen Austausch“ bekannte.

„Laut diesem Verschwörungsmythos“ so der Wikipedia-Artikel Großer Austausch „gebe es den geheimen Plan, weiße Mehrheitsbevölkerungen gegen muslimische oder nicht-weiße Einwanderer auszutauschen.“
Das war dann wohl zu explizit für das Image eines sauberen Vizekanzlers. Auch beim Wehrsport, den Strache mit Neonazis trieb, schönt und kürzt Pappenheim. Kuratierendes Eingreifen findet sich von Pappenheim natürlich auch im Artikel zur Ibiza-Affäre, wo er etwa die Löschung der Namen der Journalisten des Spiegels sichtete: 22:43, 16. Jul. 2019‎ 77.11.88.107 …[gesichtet von Pappenheim]
Bei Sebastian Kurz verkürzte er Kritik am ÖVP-Politikers.

Pappenheim und die Identitären

Bevor wir den Zielhafen erreichen, ist ein Blick auf Pappenheim beim Umgang mit aktuellen Terrorverbindungen von Burschenschaftlern und Identitären nötig.
Der Reiseführer schlägt als lohnendes Ziel den Artikel des IB Funktionär Martin Sellner vor. Dieser medial bekannteste Identitäre war Bursche der Olympia Wien. Er nahm Spenden des neuseeländischen Christchurch-Attentäters an und kommunizierte mit diesem per Mail. Im Artikel zu Sellner finden sich Edits von Pappenheim, die etwa den Status seines Studiums betreffen. Weiterhin versuchte Pappenheim die Schutzbehauptungen Sellers zum Terrorkontakt als neutralen Standpunkt in den Artikel zu drücken.
Ebenfalls versuchte er die Ermittlungen gegen Sellner zu delegitimieren. Man darf das wohl als Teil der Vertuschungstaktik rund um den Fall Sellner werten, wo schon die Hausdurchsuchung unter FPÖ-Innenminister Kickl selten zuvorkommend durchgeführt wurde.

Pappenheim und Carola Rackete

Bevor wir nun anlanden, bleiben wir noch auf dem Meer: einem realen allerdings, dem Mittelmeer nämlich, auf dem ganz real Menschen ertrinken, weil unter anderem Leute mit einem völkischen Wahn und Angst vor dem angeblichen Großen Austausch, Menschen höchst real und absichtlich absaufen lassen.
Pappenheim kann nicht nur beschönigen, kleinschreiben oder vergessen. Er kann auch bei von Rechtsextremisten gehassten Personen, wie etwa bei der Kapitänin Carola Rackete, zuschlagen. Mittels Edit-War wollte er ein Foto von einer Kundgebung für die Freilassung von Rackete tilgen.
Seine Begründung ist schon dreist, aber wenn man es vor dem Hintergrund des In-Eins-Setzens von einem biologisch homogenen, einheitlich handelnden Volk mit einheitlichem Volkswillen betrachtet folgerichtig. Er schrieb:

Das Foto soll wohl suggerieren, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung mit Rackete solidarisch erklärt. Ich denke nicht, dass dies der Fall ist, sondern eher das Gegenteil. Einen neutralen Standpunkt vertritt das Foto wohl eher nicht.–Pappenheim 22:10, 9. Jul. 2019


Titelbild: Gottfried_Heinrich_von_Pappenheim, Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gottfried_Heinrich_von_Pappenheim.jpg

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